Flammenwüste by Akram El-Bahay

Flammenwüste by Akram El-Bahay

Autor:Akram El-Bahay
Die sprache: deu
Format: azw3, epub, mobi
Herausgeber: Bastei Entertainment
veröffentlicht: 2014-09-02T22:00:00+00:00


14. Durch die Weiße Wüste

Der kalte Wind blies Anûr wie ein Versprechen entgegen, als er vor dem von Statuen gesäumten Eingang zu einem undurchdringlich dunklen Tunnel stand, der ihn hinaus aus Idku führen würde. Ein Versprechen auf Gefahren und Abenteuer. Mit müden Augen starrte Anûr in die Dunkelheit.

Er hatte noch vor wenigen Stunden mit klopfendem Herzen in seiner Kammer im Palast von Idku gelegen und sich gefragt, ob er die richtige Entscheidung getroffen hatte; ob er wirklich einem ungeschriebenen Brief folgen sollte. Dieser Gedanke hatte ihn auch noch beschäftigt, als sie zusammen mit Azif und Hadukaba in aller Frühe aufgebrochen waren. Der Herr der Sammler hatte darauf bestanden, ein Stück des Weges mit ihnen zu kommen, und sie zu einem der vielen Gänge gebracht, die von der Stadt wegführten.

»Dieser Weg führt zum alten Nori-Tor«, erklärte Azif. Er hielt eine Fackel in der Hand, und die Flammen zuckten unruhig im Windhauch, der ihnen durch den Tunnel entgegenstrich.

Anûr sah ihn fragend an. »Ein Nori-Tor?«

»Das Nori-Tor«, verbesserte ihn Azif. »Es existiert nur eines. Lange bevor die Schatten ins Herz der Wüste kamen, hatten wir viele Gäste in Idku. Menschen und Nori. Für beide Völker bauten wir Tore. Im Westen und Süden für die Menschen, die oft kamen und Lebensmittel mit uns gegen Gold und Edelsteine tauschten. Im Osten bauten wir das Nori-Tor für die Wächter der Drachen. Sie jedoch kamen selten zu uns.«

»Was habt ihr mit ihnen getauscht?«

»Erinnerungen an frühere Zeiten. Vieles aus Gamia liegt in den Häusern der Sammler.«

»Gamia? Ich dachte, keiner kann in diese Stadt gelangen, weil sie am Ende des Blindenpfads liegt. Lässt er sich denn doch durchqueren?«

»Ich glaube nicht«, meinte Azif. »Aber das mussten wir auch nicht. Schon bevor es zu dem Unglück kam, bei dem die Stadt unterging, und noch bevor Idku gegründet wurde, sind Sammler auf Nori und Nori auf Sammler getroffen. Die Nori haben nach Drachen gesucht und meine Vorfahren nach einem guten Tausch. So gelangte einiges aus Gamia in unseren Besitz. Und andere Dinge, die den Nori gehörten, haben sie hier und da verloren. Doch wie es bei uns heißt: Was verloren wird, kann gefunden werden. Vieles haben wir entdeckt und nach Idku gebracht.«

»Und warum habt ihr den Nori nicht einfach alles zurückgegeben?«

Azif sah Anûr an, als hätte er ihm vorgeschlagen, die Schatten zum nächsten Fest einzuladen. »Weil es nicht mehr ihnen gehört.« Er sprach so langsam und überdeutlich, wie man manchmal mit einem Kind sprach. »Was in der Wüste verloren wird, wechselt unweigerlich den Besitzer.« Azif deutete in das schwarze Loch vor ihnen. »Dies hier war der Weg, den die Nori nahmen, wenn sie nach Idku gingen. Doch seit Langem, seit die Schatten das Herz der Wüste zu einem Ort des Schreckens gemacht haben, ist das Tor am Ende des Weges verschlossen. Wir betreten diesen Gang nur noch, um sicherzugehen, dass niemand von hier aus in die Stadt gelangen kann.«

Anûr betrachtete voll Staunen die Reihe hoher Statuen, die links und rechts neben ihm standen und den Gang zu bewachen schienen. Es waren schlanke Gestalten mit schmalen Gesichtern.



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